Viele Anleger stellen sich irgendwann dieselbe Frage:
Wie viele Aktien braucht ein gut aufgestelltes Depot eigentlich?
Manche investieren nur in wenige Einzeltitel, andere setzen auf Aktienfonds / ETFs mit hunderten oder sogar tausenden Unternehmen. Dazwischen gibt es aktiv gemanagte Fonds und individuell zusammengestellte Depots. Doch entscheidend ist nicht die bloße Anzahl der Aktien – sondern wie sinnvoll Risiken wirklich gestreut sind.
Aktien: Chancen nutzen, Risiken steuern
Aktien sind Beteiligungen an Unternehmen. Wer in Aktien investiert, setzt darauf, dass sich Firmen positiv entwickeln, Gewinne steigern und langfristig wachsen. Genau darin liegt die große Chance von Aktienanlagen.
Gleichzeitig gilt aber auch:
Kein Unternehmen ist vor Risiken gefeit. Wirtschaftliche Abschwünge, neue Wettbewerber, politische Entscheidungen oder verändertes Konsumverhalten können selbst etablierte Firmen unter Druck setzen.
Deshalb ist es wichtig, nicht alles auf eine Karte zu setzen, sondern Risiken gezielt zu verteilen – zum Beispiel über:
- verschiedene Branchen
- unterschiedliche Länder und Währungsräume
- unterschiedliche Geschäftsmodelle
Reicht ein Welt-ETF wirklich aus?
Viele Anleger entscheiden sich für einen breit gestreuten ETF, etwa auf den MSCI World. Dieser Index umfasst rund 1.500 Unternehmen aus über 20 Industrieländern. Das klingt zunächst nach optimaler Streuung.
Ein genauerer Blick zeigt jedoch:
Der Index ist stark auf die USA und große Technologiekonzerne fokussiert. Der Grund ist die sogenannte Kapitalgewichtung: Unternehmen mit hohem Börsenwert haben automatisch ein größeres Gewicht im Index.
Solange diese Schwergewichte gut laufen, fällt das kaum auf. In schwächeren Marktphasen kann sich jedoch zeigen, dass ein Weltindex weniger ausgewogen ist, als es die Anzahl der Unternehmen vermuten lässt – insbesondere mit Blick auf Branchen, Regionen und Währungen.
Diversifikation bedeutet mehr als „viele Positionen“
In aktiv gemanagten Portfolios kommt es daher nicht primär auf die Anzahl der Titel an, sondern auf:
- eine bewusste Auswahl der Unternehmen
- eine sinnvolle Gewichtung
- ein klares Verständnis der Risiken
Kein Anleger – und auch kein professioneller Portfoliomanager – kann hunderte oder gar tausende Unternehmen wirklich im Detail verfolgen. Seriöse Anlageentscheidungen erfordern laufende Analyse: Geschäftsberichte, Marktumfeld, Wettbewerb, Management und strategische Ausrichtung.
Deshalb stellt sich die Frage nicht: Wie viele Aktien sind maximal möglich?
Sondern: Wie viele Titel lassen sich sinnvoll überblicken und steuern?
Warum zu viele Aktien auch Nachteile haben können
Ein Depot mit sehr vielen Einzelpositionen klingt sicher – kann aber auch Nachteile haben. Wenn zum Beispiel 200 Aktien im Portfolio liegen, macht jede einzelne Position nur einen minimalen Anteil aus.
Das Ergebnis:
- Verluste einzelner Titel fallen kaum ins Gewicht
- Gewinne aber ebenfalls nicht
Ein solches Depot bewegt sich oft sehr nah am Marktdurchschnitt – echte Akzente oder Mehrwerte sind kaum möglich.
Kluge Streuung statt reiner Mengenlogik
Eine sinnvolle Diversifikation berücksichtigt unterschiedliche wirtschaftliche Einflüsse. Vereinfacht gesagt:
Man möchte Unternehmen im Depot haben, die unter verschiedenen Bedingungen gut funktionieren.
Ein bildhafter Vergleich:
Ein Eiscremehersteller profitiert von Sonnenschein – ein Regenschirmhersteller von schlechtem Wetter. Beides zusammen sorgt für Ausgleich.
Übertragen auf das Depot bedeutet das:
Unterschiedliche Branchen, Geschäftsmodelle und Abhängigkeiten können Schwankungen ausgleichen und Stabilität bringen.
In der Praxis zeigt sich, dass Portfolios mit etwa 40 bis 60 gut ausgewählten Titeln – oder entsprechend strukturierten Fonds – oft eine gute Balance aus Übersichtlichkeit und Risikostreuung bieten.
Weitere Bausteine für mehr Stabilität
Diversifikation endet nicht bei Aktien. Je nach persönlichem Sicherheitsbedürfnis können weitere Anlageklassen sinnvoll sein, zum Beispiel:
- Anleihen / Rentenpapiere als Staats- und Unternehmensanleihen
- Geldmarktanlagen (Geldmarktfonds)
- Edelmetalle wie Gold (nicht physisch zu Hause, sondern im Depot)
Diese können helfen, starke Kursschwankungen abzufedern und das Depot insgesamt ruhiger zu machen. Wie hoch der jeweilige Anteil sein sollte, hängt von Ihren persönlichen Zielen, Ihrem Anlagehorizont und Ihrer Risikobereitschaft ab.
Wie ich Diversifikation in der Beratung umsetze
In meiner täglichen Arbeit als Finanzberater übertrage ich diese Prinzipien konsequent auf die Depots meiner Kundinnen und Kunden. Dabei setze ich nicht auf einen einzelnen Fonds oder ein starres Produkt, sondern auf eine durchdachte Kombination verschiedener Fonds und Strategien.
Ziel ist immer:
- Risiken sinnvoll zu verteilen
- Abhängigkeiten zu reduzieren
- und ein Depot aufzubauen, das zur persönlichen Situation des Kunden passt
Denn gute Diversifikation ist keine Frage von Masse – sondern von Struktur und Verständnis.
Sie haben weitere Fragen zum Thema Kapitalanlagen und Risikostreuung?
Einfach anrufen oder eine e-mail schreiben.
Ihr
Wolfgang Ruch
