Was passieren kann, wenn man keine Haftpflicht hat

Die Privathaftpflicht gehört sicherlich neben der Krankenversicherung zu den wichtigsten Versicherungen überhaupt.

(hier geht es zum Video zur Privathaftpflicht)

Häufig werde ich auch gefragt, wie hoch kann denn solch ein Schaden überhaupt werden und welche Versicherungssumme ist hier sinnvoll. Zum Glück sind die Haftpflichtschäden meiner Kunden sehr übersichtlich gewesen und trotzdem sollte eine Versicherungssumme niemals geringer als 3 Mio Euro sein, besser 10 Mio Euro, um keine Deckungslücke zu haben und privat haften zu müssen.

Was passieren kann, wenn man keine Privathaftpflichtversicherung hat und wie schnell es gehen kann, hat mein Kollege Matthias Schlattmeier aus meinem Netzwerk in einem tollen Blogbeitrag in einem Interview beschrieben.

 

Eine unbedachte Bewegung, 900.000 Euro Schaden und Privatinsolvenz.
Ina in einem außergewöhnlichen Interview

Bei diesem Interview handelt es sich um eine Geschichte wie sie sich tatsächlich am 11. Januar 2004 -unmittelbar vor meiner Haustür- ereignet hat. Aus Rücksicht auf die betroffene Person habe ich –in Absprache mit ihr- eine fiktive Person als Interviewpartner gewählt. Ich war damals live dabei und erinnere mich heute noch sehr gut.

Einige Tage nach dem verheerenden Ereignis habe ich das gesamte Ausmaß fotografiert und archiviert. Jetzt, 11 Jahre später kommt Ina über Facebook bzgl. dem Abschluß verschiedener Versicherungen auf mich zu. Als beim Abschluß einer privaten Haftpflichtversicherung der Satz: „Ich habe vor einigen Jahren Mist gemacht und daher heute kein einfaches Leben…….“ fiel, ahnte ich sofort, worum es ging.

Und tatsächlich. Ich lag mit meiner Vermutung richtig……………!

Matthias: Ina, vielen herzlichen DANK, dass Du Dich für dieses Interview zur Verfügung gestellt hast. Ich war am 11. Januar 2004 interessanterweise unmittelbar dabei, als es zu einem Haftpflichtschaden mit einer Schadenhöhe über 900.000 Euro kam. Das sich unsere Wege 11 Jahre später kreuzen und ich darüber einen Blogartikel schreiben würde, never ever hätte ich das für möglich gehalten. Aber, von Anfang an.

2004 war ich bereits 4 Jahre bei der DEVK und hatte mein Büro noch Zuhause im Keller. Ich war damals der klassische Einzelkämpfer. Der 11. Januar, ich erinnere mich noch sehr genau, war ein Sonntag. Ich war gegen Mittag im Büro und habe mich auf die Termine der folgenden Woche vorbereitet. Ich wollte mir aus der Küche einen Kaffee holen und ging die Kellertreppe herauf. Man muss wissen, vom Flur konnte man durch die Glastür zum Wohnzimmer direkt in den Garten hinaus schauen, da das Wohnzimmer bodentiefe Fenster hatte. Oben im Flur angekommen sah ich, dass ich nichts sah. Der Blick in den Garten war quasi schwarz. Eine Gewitterfront, mein erster Gedanke. Aber, eine Gewitterfront, welche das gesamte Haus umhüllt und nicht einmal einen Blick in Nachbars Garten zulässt, so schwarz? Ich öffnete die Terassentür und merkte sofort, dass es keine Gewitterfront war, sondern ein ausgedehnter Brand. Es stank bestialisch nach einem Gummi-Chemiecocktail!

Ich konnte mir nicht erklären was los war, ließ die Rolladen herunter und setzte mich auf’s Rad. Weit jedoch kam ich nicht. Schon an der ersten Kreuzung erkannte ich, dass die Autolackiererei ca. 200 Meter Luftlinie entfernt, lichterloh brannte! Augenblicklich hörte ich auch Sirenen zahlreicher Feuerwehrfahrzeuge und sah zu, dass ich nach Hause kam. Die Gefahr einer Explosion war aufgrund der großen Mengen Lacke, welche gelagert waren, sehr groß!

Ina: Matthias, ich bekomme gerade Gänsehaut! Vorweg, ich habe Dich tatsächlich gebeten, meinen Namen nicht zu nennen. Die gleich folgende Geschichte war über Jahre eine enorme Belastung für mich und auch heute rede ich eher ungerne darüber. Dennoch finde ich einen solchen Artikel gut, zeigt es doch, warum eine private Haftpflichtversicherung sinnvoll ist. Um es vorwegzunehmen. Ich lebe seit nunmehr 6 Jahren in der Privatinsolvenz. Meine Mutter wurde kurz vor diesem tragischen Ereignis arbeitslos und hatte infolge dessen die Familienhaftpflichtversicherung gekündigt. Die 6,- Euro im Monat wollte sie sich sparen, schließlich war noch nie etwas passiert!

Der 11. Januar 2004 war sehr sehr schön. Es war sehr kalt, trotzdem oder deshalb, hatten wir strahlend blauen Himmel. Mit meinem damaligen Freund hatte ich mich im Jugendzentrum unmittelbar neben der Autolackiererei verabredet. Im Jugendzentrum wurde uns jedoch schnell langweilig, so dass wir uns nebenan hinter der Autolackiererei versteckten, um für uns alleine zu sein.

Matthias: Du warst zu dem Zeitpunkt wie alt?

Ina: Ich war zu dem Zeitpunkt 14 Jahre alt. Quasi im „wilden Alter“. Wildes Alter bedeutete damals auch, heimlich zu rauchen. So hatte ich ein Feuerzeug und Zigaretten dabei. Es blieb den Sonntag nicht beim Rauchen. Genau genommen habe ich nicht einmal 2 Züge genommen.

Matthias: Du hast gezündelt….

Ina: Ja. LEIDER! Hinter der Halle lagen alte Filtermatten. Schlicht aus Dummheit, ohne auch nur den Bruchteil einer Sekunde nachzudenken, hielt ich das Feuerzeug an eine der Filtermatten.

Matthias: Eine Explosion?

Ina: Nein, Matthias. Eine Explosion hat es nicht gegeben. Wir haben sogar noch versucht die Matten zu löschen. Aber Du kannst Dir vielleicht vorstellen wie schnell sich das Feuer ausbreitete. Irgendwie hat es das Feuer in die Halle geschafft und in weniger als 1 Minute stand der gesamte Gebäudekomplex in Flammen. Das muss der Zeitpunkt gewesen sein als Du den Brand bei Dir Zuhause bemerkt hast.

Matthias: Über der Halle wohnte damals ein Freund von mir. Ich war sehr besorgt und versuchte ihn anzurufen. Leider ging nur die Mailbox dran. Immer und immer wieder. Später erfuhr ich, dass er einer der Ersten war, der die Feuerwehr rief und sich unverletzt ins Freie retten konnte. Dennoch brannte seine Wohnung vollständig aus. Inklusive Telefon……

Ina: Ja. Der Schaden wurde damals von mehreren Versicherungen auf 900.000 Euro berechnet. Zum einen die Versicherung, welche den Schaden des gesamten Hausrats der Wohnung bezahlt hat, zum anderen aber auch die Gebäudeversicherung, die Inhaltsversicherung für die Lackiererei und 1 KFZ-Versicherung. In der Halle befand sich ein Audi, welcher nach einem Unfall lackiert werden sollte sowie ein nagelneuer Autotransporter, welcher in Firmenfarben umlackiert werden sollte und daher nicht gegen Feuer versichert war. Wie gesagt. Alles in allem, 900.000 Euro.

Matthias: Und Deine Eltern, nicht versichert……..?

Ina: Nein. Leider nicht. Es war natürlich klar, dass keiner von uns den Schaden auch nur annähernd zurückzahlen konnte. Meine Mutter war arbeitslos, ich erst 14 Jahre alt.

Matthias: Du hast eben erwähnt, dass Du in der Privatinsolvenz bist. Wie kam es dazu?

Ina: Ja, richtig. Mit meinem 18. Geburtstag haben sich die verschiedenen Versicherungen an mich gewandt und mich aufgefordert den Schaden an die Versicherungen zurückzuzahlen. Zum ersten Mal hörte ich damals das Wort „regress“. Es kamen fast täglich Schreiben von deren Anwälten denn -wie ich leidvoll erfuhr-, haftet man mit seinem gesamten Vermögen. Lebenslang. Die Insolvenz war somit unausweichlich!

Matthias: Puh. Ich kann gut verstehen, ds Du lange Zeit nicht darüber sprechen wolltest oder konntest. Umso dankbarer bin ich Dir, dass Du Dir einen Ruck gegeben hast. Ich wünsche Dir, Deiner Familie und Deinen Kindern eine tolles Weihnachten und eine immerzu schadenfreie Zeit.

Bleib wie Du bist!

„Dein“ Matthias W. Schlattmeier

Hier geht es zum Original-Blogbeitrag von meinem Kollegen Matthias Schlattmeier.

Hoffen wir, dass nicht zu viele Menschen solche Erlebnisse haben müssen, bevor allen endlich klar wird, wie wichtig eine Privathaftpflicht ist.

Bei Fragen einfach anrufen oder eine e-mail schreiben.

Ihr
Wolfgang Ruch

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